Nadire y. Biskin

Auf Twitter finde ich die „Map of every european city“. In jeder europäischen City gibt es einen Fluss. Was noch? Suits, Ties and Windows, Cafés, Kräne, irgendeinen Turm, eine Fabrik, die Hipstern als Zuhause dient, Graffiti, Bars, Business, eine liebenswerte alte Brücke, eine abscheuliche neue Brücke, ein Museum, eine Kathedrale, einen Park mit Drogendealern und dein 5 Kilometer entferntes Hostel. 
Die E-Scooter stehen wie Musterschüler nebeneinander, glänzen, haben funktionierende Displays. An den Lenkern hängen Gutscheine. Lässt sich die Glätte einer Stadt an dem Zustand ihrer E-Scooter ablesen?

Müsste man Nadire Y. Biskins Text einer wissenschaftlichen Disziplin zuordnen, wäre „Stadtsoziologie mit Schwerpunkt auf Klasse, Kulinarik und Diversität“ wohl die richtige Beschreibung. Wir lernen darin nicht nur, woher Marzipan eigentlich kommt, sondern bekommen auch eine Idee dessen, was E-Scooter, Aperol Spritz an Imbissbuden und mit Plastikgabeln verspeiste Döner über den Zustand einer Stadt aussagen können.

Nadire Y. Biskin wurde 1987 in Berlin-Wedding geboren. Sie hat nach einer kaufmännischen Berufsausbildung, Philosophie, Ethik und Spanisch an der Humboldt Universität zu Berlin und der Universität Alacant studiert und das Referendariat an zwei Berliner Schulen absolviert und mit dem Zweiten Staatsexamen abgeschlossen. Sie hatte mit Unterstützung der Fulbright Stiftung in San Antonio, Texas einen Aufenthalt. Ihre Prosatexte sind in zahlreichen Magazinen und Anthologien wie der Bellatriste, Metamorphosen, PS Politisch schreiben und anderen erschienen. Sie schreibt als Journalistin, u.a. für Spiegel Online, Neues Deutschland, Cicero und Berliner Zeitung.